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Risiko gemeinsame Autofahrten - warum Paare unterwegs zoffen!

Ach, schön… Urlaubszeit! Endlich mal Pause vom Job, den Krempel ins Auto werfen und mit dem Partner einfach ab in den Urlaub. Schon hinter euch? Dann hoffentlich ohne Streit!


Doch… Obacht! Nicht umsonst gehen nach Urlaubszeiten und nach Weihnachten die Trennungs-und Scheidungszahlen erheblich nach oben. Grund ist oftmals ein bisschen zu viel an gemeinsam verbrachter Zeit, gepaart mit hohen Erwartungen und angestauten Kleinigkeiten. Wenn es doof läuft, beginnt das ganze Dilemma schon auf der Fahrt in den Urlaub. Lange Autofahrten gelten durchaus als, nennen wir es, riskant. Aber woran liegt das eigentlich und was können beide dagegen tun?

Klar, man kann als Pärchen im Auto auch schöne Dinge machen: Händchen halten, Autokino, kuscheln, knutschen… Und die ganz akrobatischen unter uns (oder die mit sehr großem Auto 😁) haben darin manchmal sogar Sex. Leider ist die Pärchenrealität im Auto oft eine andere, wie die meiste Zeit dort verbracht wird, nämlich streitend.

„Themen“ gibt es dabei reichlich: Den Fahrstil allgemein aber auch noch speziell nach Thema unterteilt (Tempo, Drängeln, Einparken, Streckenführung oder das berühmte nicht-fragen von Passanten, wenn man sich verfahren hat – das ist eher so ein Männerding, vielleicht wäre das mal einen eigenen Beitrag wert. 😁), verschiedene Temperatur-oder Musikvorlieben.

Manchmal geht’s schon los, bevor überhaupt beide die Autotüren geschlossen haben: Sie braucht wieder ewig bis sie fertig ist, in der Zwischenzeit hat er schon das Auto in einen fahrenden Eispalast verwandelt. Gern wird in Therapieideen die Möglichkeit genannt, man solle sich doch einfach abwechseln beim Fahren. In der Praxis wird das nicht funktionieren, denn beide haben verschiedene Herangehensweisen und es gibt mehr als Schwarz und Weiß, mehr als „er hat Recht und sie nicht“. Beispiel: Der/die Beifahrer(in) sagt: „Die Ampel wird rot!“ – für den einen die Aufforderung, aufs Gas zu gehen und noch fix mit drüber zu huschen, der andere bremst vorsorglich schon mal 200m vor der noch grünen Ampel. Ende vom Lied? Mindestens ein genervtes Seufzen. Eventuell zweistimmig. Und schon hat man den Salat. Ob und wer da eher vorsichtig ist und wer eher risikofreudig, ist laut Umfragen zum Thema zwar bisschen klischeehaft, für den nachfolgenden Streit aber eher unerheblich.

Wo liegt der Grund, dass es bei gemeinsamen Autofahrten eher mal knallt als anderswo? Bei vielen geht’s wohl schon damit los, dass man stundenlang auf engstem Raum sitzt, ohne sich ausweichen zu können (wobei das natürlich Gemütssache ist, andere verbringen sehr viel Zeit und es knallt nie, egal ob im Auto oder woanders). Dazu kommt, die einigermaßen fehlende Mimik und Gestik, Gespräche sind nicht mit einem „normalen“ Gespräch zu Hause zu vergleichen, wo einem Blicke und Gesten helfen, Gesagtes zu interpretieren.

Der Soziologe Niklas Luhmann brachte es auf den Punkt: „Die Ehen werden im Himmel geschlossen, im Auto gehen sie auseinander. Denn derjenige, der am Steuer sitzt, richtet sich nach der Situation und fährt, wie er meint, auf Grund seines besten Könnens; aber der, der mitfährt und ihn beobachtet, fühlt sich durch die Fahrweise behandelt, führt sie auf Eigenschaften des Fahrers zurück. Er kann nur in einer Weise handeln, nämlich kommentieren und kritisieren; und es ist wenig wahrscheinlich, dass er dabei die Zustimmung des Fahrers findet.“ Es ist also eine Sache der Perspektive und diese Situation wird laut Luhmann bei Intimbeziehungen „zum Test auf die Frage: handelt er so, dass er meine (und nicht seine) Welt zu Grunde legt?“.


Der oder die Handelnde am Steuer sieht aber sein/ihr Verhalten als Reaktion (bremsen, zügiges Fahren) als Reaktion auf die Verkehrssituation, jeder andere hätte ebenso reagiert. Der „unzufriedene“ nebendran hat eine andere Sicht auf die Dinge, denn das Wissen, wie der Fahrer die Situation beurteilt hat, bleibt ihm verschlossen. Somit wird es subjektiv und wird interpretiert, als Provokation aufgefasst, etc. Ihr seht – Neuer Streitstoff incoming 😉

Der kritisierte Fahrer hingegen fühlt sich durch die Nörgelei vom Beifahrersitz in seiner Kompetenz und Autorität in Frage gestellt und ist gekränkt und genervt. Schließlich kann man keine notwendige Reaktion kritisieren. Wenn es die Situation erfordert, muss man eben entsprechend reagieren. Warum vertraut mir mein Beifahrer nicht?

Diese Interpretation passiert nur dann, wenn uns die Person, mit der wir gemeinsam im Auto sitzen, am Herzen liegt. Im Taxi brechen wir schließlich -in der Regel 😁) keinen Streit vom Zaun, nur weil der Fahrer nicht nach unseren persönlichen Vorlieben fährt. Wir nehmen die Sache nicht persönlich. Es stimmt uns also vielleicht etwas milder, dass Streit im Auto Ausdruck der Nähe der Beteiligten ist.


Was also tun?

Möglichkeit A wäre ein selbstfahrendes Auto, für die meisten von uns wohl finanziell ein bisschen außerhalb der Komfortzone.

Möglichkeit B: Laut Musik hören oder Radio, oder ein Hörbuch. Wobei das auch wieder zu Streit führen kann, wenn man sich nicht einigen kann oder man zu Meinungen aus den Nachrichten nicht harmoniert… Mein Gott ist das kniffelig alles, man muss staunen, dass es Menschen gibt, die länger als 1,5 Jahre zusammen sind. 😁

Möglichkeit C wäre, nicht rumzukeifen, sondern konstruktiv (Ihr erinnert euch sicher vorbildlich an die Blogs zum Thema richtiges Streiten) zu äußern, was einem nicht schmeckt. Nicht auf die StVO hinweisen („Hier sind übrigens 100, ne!?“) , sondern das eigene Unbehagen und die eigenen Bedürfnisse äußern („Fahr doch bitte ein bisschen langsamer, mir wird sonst übel.“) Tut nicht weh, verhindert aber Streit.

Der Fahrer sollte sich stets darüber im Klaren sein, dass er sprichwörtlich „Das Steuer in der Hand hält“, sein Beifahrer ist machtlos und muss vertrauen. Es liegt in der Verantwortung des Machthabenden, Rücksicht auf die Bedürfnisse des anderen zu nehmen, der, wenn man selbst etwas verzapft, die Konsequenzen mittragen muss. Eigentlich selbstredend, oder?

Man kann auch Kontrolle verteilen, einer ist für den Weg zuständig, der andere fürs Fahren. Wenn das vorab geklärt wird und sich beide dran halten, haben beide Verantwortung und beide Mitspracherecht, das führt zu „auf Augenhöhe“-Gespräch. 😊

Es ist okay, sich zu streiten – andere Paare tun das auch. Perfektion existiert nicht. Es ist eine Übung für Verständnis und Geduld: Der andere ist anders als ich, und dafür mag ich ihn doch im Grunde auch, oder?

Außerdem: Ein wütender Fahrer, ist ein gefährlicher Fahrer. Verschiebt wichtige Streitthemen auf eine andere Lokalität und klärt es nicht im Auto. Denn, um dann doch nochmal auf die StVO zu verweisen: Es ist „ständige Vorsicht und Rücksichtnahme geboten“!

Was ist eure Meinung zum Thema? 😊 Schreibt es uns gern in die Kommentare! Beiträge gewinnen wieder Coins als Dankeschön!


Euer City Team

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